Rede zum feministischen Kampftag

Carmen Mauerer & Carlotta Stahl

Wir veröffentlichen im folgenden unser Rede die auf der feministischen Kampftags-Demonstration von unseren Genosinnen Carlotta Stahl und Carmen Mauerer gehalten wurde.

 

„Liebe Mitstreiter*innen,

wie schön, dass ihr alle da seid und wir heute ein so starkes Zeichen setzen können für eine geschlechtergerechte Zukunft.

Mein Name ist Carmen Mauerer und ich stehe hier gemeinsam mit meiner Freundin und Genossin Lotta Stahl und es ist uns eine Ehre, heute hier für die Linke zu euch über unsere Visionen für eine queer-feministische Stadtpolitik zu sprechen.

Am 9. Juni findet die Wahl des Stadtrats in Mainz statt, für den wir beide kandidieren.

 

Doch wir stehen nicht für unseren eigenen Ambitionen hier, sondern für eine gemeinsame Bewegung mit uns und euch allen, um Mainz zu einem sozial gerechten Ort für Frauen und queere Menschen zu machen. Deshalb haben wir uns ein paar Gedanken dazu gemacht, wie die Stadt geschlechtergerechter werden kann.

Lasst uns zunächst einmal die aktuellen Zahlen betrachten: Zwar sind immerhin 45 % der Mitglieder im Mainzer Stadtrat weiblich, doch in Rheinland-Pfalz sind es nur 23 %. Von den Bürgermeister*innen in Deutschland sind nur 10 % weiblich. Das darf so nicht bleiben! Noch erschreckender ist es, dass Frauen mit migrantischem Hintergrund oder solche in prekären Lebenssituationen noch viel seltener in kommunalen Parlamenten vertreten sind. Das heißt, dass auch die Perspektiven von Frauen, insbesondere von migrantischen oder armutsbetroffenen, extrem unterrepräsentiert sind.

Es wird ständig und überall, auch vonseiten der Stadt, über Gleichstellung geredet. Es muss aber auch gehandelt werden, damit mehr Menschen die Möglichkeit zur politischen Beteiligung bekommen. Warum gibt es beispielsweise immer noch praktisch keine Kinderbetreuung bei allen Sitzungen städtischer Gremien?

Aber unsere Forderungen gehen noch viel weiter! Wir kämpfen nicht nur für die ausreichende Repräsentation von Frauen und queeren Menschen in politischen Entscheidungsprozessen, sondern für eine Stadt, die allen gerecht wird! Dafür schlagen wir zum Beispiel die Einrichtung eines Sorgezentrums in der Innenstadt vor, wo man sich kostenfrei treffen kann, verschiedene Betreuungs- und Unterstützungsangebote wahrnehmen kann, sich vernetzen und weiterbilden kann. Galeria Kaufhof ist pleite. Wir fordern, dass die Stadt dieses Gebäude kauft und dafür bereitstellt! Es braucht viel mehr Betreuungsmöglichkeiten und bessere Arbeitsbedingungen in Erziehungs- und Pflegeberufen.

Rückzugsräume für queere Menschen wie die Bar jeder Sicht müssen unbedingt erhalten und besser gefördert werden. Außerdem braucht es gesonderte Angebote für queere Jugendliche! Das Mädchenhaus hier in Mainz würde da übrigens gerne was machen, aber hat von der Stadt die Mittel gekürzt bekommen und damit keine Möglichkeit mehr dazu!

Menschen in Not brauchen besonderen Schutz und Hilfestellung. Wir fordern daher mehr Frauenhäuser und Schutzräume, besonders für Frauen und queere Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind und für Menschen, die Gewalt erfahren. Und wir werden nicht ruhen, bis alle einen sicheren Ort zum Schutz und adäquate Unterstützung finden!

Wir lassen uns nicht weiter mit halbherzigen Maßnahmen abspeisen! Es ist auch an der Zeit, dass die Stadtplanung sich auf die Bedürfnisse von allen konzentriert und geschlechtergerecht wird,

  • damit die Stadt auch tatsächlich ein Ort für ALLE wird!

Breitere Gehwege, verbesserte und gut getaktete, barrierefreie Bus- und Bahn-Verbindungen
sind nur der Anfang,

  • damit alle Menschen einen Zugang zum öffentlichen Leben haben.

Deshalb sollte die Stadt auch die Kosten für Taxifahrten oder Fahrten mit dem MainzRider für Frauen* in den Nachtstunden übernehmen,

  • damit niemand mehr entscheiden muss, zu Hause zu bleiben oder ängstlich nach Hause gehen zu müssen.

Zur Bekämpfung von Benachteiligung fordern wir auch kostenfreie Periodenprodukte in Schulen und städtischen Einrichtungen für alle,

  • damit alle Menstruierenden ihren Bedürfnissen entsprechend am sozialen Leben teilhaben können.

Wickelmöglichkeiten gehören nicht aufs Damenklo, sondern an neutrale Orte,

  • damit Familien sich Erziehungsverantwortung gleichberechtigt aufteilen können!

Das mag vielleicht alles erstmal nach Kleinigkeiten klingen, aber auch auf die kommt es an,

  • damit wir das Patriarchat nach und nach zum Fall bringen!

Gleichstellung ist für uns keine Option, sondern unsere Pflicht! Lasst uns gemeinsam für eine bessere Zukunft kämpfen!
Wenn ihr Ideen habt, für die wir uns im Stadtrat einsetzen sollen, sprecht uns an oder werdet mit uns zusammen aktiv!

Lasst uns laut sein, lasst uns kämpfen und uns gemeinsam für eine Stadt einsetzen, in der alle Menschen frei und gleichberechtigt in Sicherheit leben können! Gegen Sexismus, Rassismus und Faschismus. Heute und jeden Tag, hier und überall!

Danke!“