Upper-Class Open Ohr

Stadtratsfraktion Mainz

Die Linksfraktion im Stadtrat nimmt zu den gestiegenen Eintrittspreisen für das Open Ohr Stellung:
Das gerade bei Familien beliebte Mainzer Pfingst-Festival ist nun wohl nur noch für Gutverdienende zugänglich. Die geplanten höheren Einnahmen durch Steigerung der Eintrittspreise und Standgebühren schließen Familien und Alleinerziehende zunehmend aus und sind eine kultur- und familienpolitische Bankrotterklärung. Insbesondere die höheren Eintrittspreise treffen nicht nur die kulturelle Teilhabe gerade von Jugendlichen, sondern auch die demokratische Bildung in der Landeshauptstadt. Da mit gestiegenen Standgebühren auch höhere Endpreise für Getränke und Essen zu erwarten sind, dürften es sich Mainzerinnen und Mainzer in Zukunft zwei Mal überlegen, ob sie das Open Ohr weiterhin besuchen. Die Maßnahmen sind im Haushaltsplan der Stadt Mainz vorgesehen, der mit den Stimmen von Grünen, SPD und CDU verabschiedet worden ist. Die Linke hat unter Verweis auf die massiven sozialen und kulturpolitischen Fehlstellungen gegen Haushaltsplan- und Haushaltssatzung gestimmt.
Der haushaltspolitische Sprecher der Linksfraktion, Martin Malcherek:
„Es ist ein politischer Sündenfall, kulturelle Angebote als Einnahmequelle zur Aufbesserung der städtischen Finanzen zu sehen! Wir sollten versuchen, möglichst alle zu erreichen und nicht durch hohe Eintrittspreise hohe Hürden zu errichten.“ Gerade Alleinerziehende und Familien mit Kindern hätten es in Zeiten steigender Mieten und Haushaltskosten zunehmend schwer, an kulturellen Angeboten teilzunehmen. Das Open Ohr sei bisher immer eine wohltuende Alternative zu kommerziellen Angeboten gewesen. Dass nun Ticketpreise von über hundert Euro aufgerufen werden, sei eine Zäsur für das Open Ohr und in Bezug auf seine soziale und demokratische Aufgabenstellung nicht mehr vermittelbar. Statt das Geld bei denen zu holen, die sowieso zu wenig hätten, solle die Stadt sich lieber darum kümmern, dass Bund und Land sie mit ausreichenden Finanzmitteln ausstatten. „Es ist blamabel, dass Grüne und SPD in Mainz zwar das Open Ohr belasten, aber gegenüber ihren Parteifreunden in der Bundes- wie auch Landesregierung die Klappe nicht aufkriegen. Es ist schon besonders doppelzüngig, wenn sich die Polit-Prominenz dann noch regelmäßig am Pfingstsonntag zum Prosecco-Trinken auf der Hauptwiese einfindet und den Open-Ohr-Aktiven politische Unterstützung suggeriert. Das Gegenteil ist der Fall!“ Mit dem Haushaltsbeschluss sei für alle offensichtlich, so Malcherek weiter: „Die Stadt lässt nicht nur das Open Ohr im Regen stehen, sondern vor allem diejenigen, für die es gedacht ist: Junge Mainzerinnen und Mainzer.“
Hintergrund:
Eine Alleinerziehende mit zwei jugendlichen Kindern muss für das Open Ohr mittlerweile  250,50 € für Eintritt und Zeltplatz bezahlen. 2024 waren dies nur 192,60 €, sie zahlt demnach 30% mehr. Im gleichen Zeitraum ist ihre Miete um ca. 7% gestiegen, ihr (Nominal-)Lohn aber nur um ca. 5%. Im Durchschnitt (Median) hat ein Alleinerziehenden-Haushalt mit Kindern ein Nettoeinkommen von 2.671,58 € zur Verfügung. Die alleinerziehende Mutter muss daher aufgrund der neuen Eintrittspreise knapp 10% ihres Monatseinkommens aufwenden, um mit ihren Kindern das Open Ohr besuchen zu können – und hat dabei noch kein Getränk konsumiert.