Bedarfsorientierung bei Kita-Öffnungszeiten: auf wessen Rücken?
Die Verwaltung hat eine neues sogenanntes „Bedarfsorientiertes
Öffnungszeitenmodell für städtische Kitas“, welches in den folgenden 3,5 Jahren in
einem „schleichenden Prozess“ umgesetzt werden soll.
Maßgeblich für die geplanten Änderungen seien der Fachkräftemangel (derzeit seien
70 Vollzeitäquivalente unbesetzt), die krankheitsbedingten Fehlzeiten und die damit
verbundenen Belastungen für das Personal einerseits und Ausfällen in den
Kinderbetreuungszeiten andererseits, denen entgegengewirkt werden solle.
„Die sich ergebenden Veränderungen der Personalschlüssel“ hätten „keine
Auswirkungen auf die Höhe der laufenden Personalkosten für Kitas“ ist in der
Beschlussvorlage 0311/2025 zu lesen. Insgesamt jedoch bedeutet die Umsetzung
des neuen Öffnungszeitenmodells erhebliche Veränderungen in den Kitas und auch
für die Eltern. Es stellt sich die Frage, wie die Verwaltung sicherstellen möchte, dass
die geplanten Änderungen bei Öffnungszeiten und Personal nicht zu einer
Verschlechterung der Betreuungsqualität und zu einer Überlastung der Fachkräfte
führen werden.
Daher fragen wir an:
1 In welchen Kitas bedeutet die Umsetzung der Neuerungen eine Reduzierung
des Personals? Hier bitte die jeweilige Kita, die derzeitigen VZÄ sowie deren
Reduzierung innerhalb der kommenden Jahre (gerne nach Jahren
aufgeschlüsselt) benennen.
2 Bedeutet eine Verringerung des Personals in der jeweiligen Kita eine
Vergrößerung der Gruppen? Wenn ja: in welchem Umfang?
Wie werden die Auswirkungen von Gruppenvergrößerungen auf die Kinder
eingeschätzt?
3 Wie berechnet die Stadtverwaltung den Personalschlüssel für die einzelnen
Einrichtungen? Inwieweit werden Fehltage wegen Urlaub, Krankheit und
Fortbildungen einberechnet? Wurde oder wird der Personalschlüssel auf dem
Hintergrund der Ergebnisse der gerade abgeschlossenen Tarifrunde, die u.a.
weitere freie Tage als Entlastung für das pädagogische Personal vorsieht oder
Fortbildungsmaßnahmen, die verpflichtet besucht werden müssen, um eine
Höhergruppierung zu erreichen, den aktuellen Bedingungen angepasst? Sind
diese Überlegungen in das neue Öffnungszeitenmodell bereits eingepflegt?
4 Wie stellt die Verwaltung sicher, dass die geplanten Änderungen bei
Öffnungszeiten und Personal nicht zu einer Verschlechterung der
Betreuungsqualität und einer Überlastung der Fachkräfte führt? Sieht die
Verwaltung die Gefahr, dass die Belastung der pädagogischen Fachkräfte
unter diesen Bedingungen zunehmen könnte?
5 Inwieweit wird bei der Umsetzung der Maßnahmen zwischen Kitas und
Krippen differenziert? Inwiefern wird bei der Umsetzung des Konzeptes auf die
besonderen Bedarfe bei Krippen (U3) Rücksicht genommen? Wie wird der
Betreuungsschlüssel bei dem derzeit angekündigten Personalabzug
aufrechterhalten?
6 Welche Möglichkeiten für flexible oder individuelle Betreuungszeiten
insbesondere im Krippenbereich und bei besonderen Bedarfen (z.B.
Schichtarbeit, Notfälle) sieht das Konzept vor?
7 Welche Maßnahmen sind geplant, um die Betreuungszeiten besser an die
Bedürfnisse der Eltern anzupassen? Wie kann auch flexible Bedarfe (z.B.
einen langen Nachmittag in der Woche) eingegangen werden?
8 Welche Auswirkungen hat die Tatsache, dass Kinder nun die Kita werden
wechseln müssen, weil das erforderliche zeitliche Angebot in der derzeitigen
Kita nicht mehr vorhanden sein wird?
9 Welche Unterstützung wird Eltern angeboten, die nun erneut vor der
Herausforderung der Eingewöhnung ihres Kindes stehen?
10 Gab es im Vorfeld Gespräche der Verwaltung mit Elternvertreter:innen und in
welcher Form wurden Hinweise und Kritik in das neue Konzept
aufgenommen?
11 Gab es im Vorfeld Gespräche mit dem Fachpersonal und den
Gewerkschaften? Wie wurden deren Hinweise und Anmerkungen protokolliert
und verarbeitet?
12 Wie werden Eltern und pädagogisches Personal regelmäßig in die
Bedarfsabfrage, Weiterentwicklung und Evaluierung der Öffnungszeiten
eingebunden?
13 Wurden im Vorfeld der Überlegungen zu einer Änderung des
Öffnungszeitenkonzepts Ansätze anderer Städte oder Kommunen geprüft?
Wenn nein, warum ist dies nicht erfolgt? Wenn ja, welche Ansätze/Konzepte
waren das und warum wurden sie als Alternative zum jetzt vorliegenden
Modell verworfen?
14 Inwiefern genau verbessert das neue, bedarfsorientierte
Öffnungszeitenkonzept die Qualität der Betreuung, Personalverfügbarkeit und
das Platzangebot in den städtischen Kitas? Wie stehen diese Verbesserungen
im Verhältnis zu den Einschränkungen für Familien, dem erhöhten
Arbeitsaufwand für das pädagogische Personal sowie dem potentiell
negativen Einfluss auf Kinder durch zusätzlichen Stress (z.B. durch größere
Gruppen)?