Verdrängungsprozesse stoppen: Gutenbergmuseum bleibt!
Erklärung von Martin Malcherek, baupolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Mainzer Stadtrat:
„Das Gutenbergmuseum bleibt, wo es ist: Kein Abriss des Allianzhauses ohne Konzepte für Kultur und Wohnen in Mainz. Das Museum braucht spektakuläre Architektur, um die Druckkunst angemessen zu würdigen.
Erklärung von Martin Malcherek, baupolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Mainzer Stadtrat:
„Das Gutenbergmuseum bleibt, wo es ist: Kein Abriss des Allianzhauses ohne Konzepte für Kultur und Wohnen in Mainz. Das Museum braucht spektakuläre Architektur, um die Druckkunst angemessen zu würdigen.
Als Linke haben wir ein natürliches und gesteigertes Interesse an der historischen Würdigung der Druckkunst, die einen Quantensprung für Demokratisierung und Wissenschaft bedeutet. Beide sind Voraussetzung für den Sozialismus, wie wir ihn uns vorstellen (demokratischer Sozialismus auf wissenschaftlicher Grundlage). Das Privileg des Gutenbergmuseums bedeutet für uns Mainzer*innen deshalb vor allem die Verpflichtung den Status quo des Niveaus von Konzept und Präsentation nicht nur zu halten, sondern zu verbessern. Unser Anspruch muss sein, Weltgeltung nicht nur zu behaupten, sondern entsprechend zu liefern.
Sinnvollerweise wäre die Architektur dem inhaltlichen Konzept gefolgt. Hier läuft es leider anders: Erst die Form, die durch die Standortentscheidung vorgeprägt ist – dann der Inhalt. Ein inhaltliches Konzept, das als Grundlage der Planungsprozesse dienen könnte, wurde bisher nicht ausreichend dargestellt. Dies stellt keinen Vorwurf an die wissenschaftliche Leitung des Museums dar, sondern ist ein Versäumnis der Stadtverwaltung.
Die Festlegung der Arbeitswerkstatt kommt außerdem schon deshalb verfrüht, weil die Kosten der Alternativen nicht auf dem Tisch sind: Soll der alte Standort beibehalten werden, muss für die Bauphase eine Zwischenlösung her. Wie diese realisiert werden kann und was sie kostet, ist von der Verwaltung nicht ansatzweise dargestellt. Auf dieser Grundlage kann man als politischer Verantwortungsträger nicht seriös entscheiden.
Die inhaltlichen und kostenmäßigen Unschärfen sollen dadurch ausgeglichen werden, dass in der Presse möglichst breiter Konsens innerhalb der Arbeitswerkstatt behauptet wird. Das ist ein durchschaubares Manöver der Verwaltung, Verantwortung auf Dritte abzuwälzen.
Im Hinblick auf die Unklarheiten, die mit der Umsetzung beider Konzepte verbunden sind, halten wir es für unvertretbar, eine Entscheidung zu Gunsten des Standortes Allianzhaus zu treffen. Dies vor allem deshalb, weil mit der Entscheidung das Ensemble aus schonschön, Café Blumen und 3Sein als etabliertem Ort von (Sub-)Kultur in seiner Existenz bedroht wäre.
Mainz – insbesondere die Innenstadt – wird von Verdrängungsprozessen vor allem hinsichtlich des Wohnens und der Kultur heimgesucht, die wir uns durch politische Entscheidungen permanent selbst (mit-)einbrocken. Es wird Zeit diesen Prozess zu stoppen. Nicht nur museale, auch Livekultur gehört in die Innenstadt!
Auch die Wohnnutzung des Allianzhauses durch Geflüchtete hat – neben allen Unzulänglichkeiten – den Vorteil der Innenstadtnähe. Die gesellschaftliche Teilhabe der Geflüchteten wird dadurch ebenso verbessert wie ihre Wahrnehmbarkeit. Auch hier fehlt es an einem Konzept für die Zeit nach dem avisierten Abriss.
Weiterhin ist die Anschlussverwendung des alten Gutenbergmuseums unklar. Solange nicht ausgeschlossen ist, dass ein weiteres Filetgrundstück der Stadt an Investoren verscheuert wird, können wir einem Umzug des Gutenbergmuseums nicht zustimmen.
Neben den genannten gibt es weitere Gründe: Der bisherige Standort ist touristisch erschlossen und überzeugt durch die Nähe zum Ort des historischen Geschehens, schließlich befand sich Gutenbergs Werkstatt, in der er die Druckkunst entscheidend verbessern konnte, in unmittelbarer Nachbarschaft.
Wir fordern deshalb bereits jetzt, dass die Architektur am gegebenen Ort dem Anlass angemessen spektakulär gestaltet wird. Die gesellschaftliche Wirkung der gutenbergschen Druckkunst für den Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit und damit zu Selbstbestimmung und Demokratie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Investorengerechte Graue-Maus-Architektur im Stil der aktuellen Ludwigsstraßenpläne wäre unangemessen. Auch eine gestalterische Unterordnung unter den Dom scheidet vor diesem Hintergrund aus. Vielmehr wäre es angemessen, ein Spannungsfeld zwischen Dom als Repräsentation mittelalterlich-kaiserlicher Macht und dem Museum als Repräsentationsort der erkenntnis- sowie diskursbasierten demokratischen Gesellschaft zu eröffnen. Das geht nur mit mindestens gleichberechtigter Architektur.“