„Die Rose zum täglichen Brot“ — Feministische Lesungen treffen einen Nerv

Johann Everding

„Ein wohltuendes feministisches Miteinander“, so die Stimmung nach den ersten beiden Lesungen der feministischen Lesungsreihe des feministischen Stammtisches. Jetzt rot im Kalender anstreichen: Do., 21.03.24, 18 Uhr, Dorett Bar! Der krönende Abschluss „Konkretes Träumen“ der Reihe.

Den März macht der feministische Stammtisch zum feministischen Monat

Die Besucher*innen hörten angeregt Texte von Alexandra Kollontai und diskutierten im Nachgang. Besonders schön war, dass Raum dafür war, Persönliches miteinander zu teilen. So war es möglich, voneinander zu lernen und sich aneinander zu stärken. Dabei bieten die Texte von Kollontai Anlass zu einem breiten Austausch von Politik bis Intimsphäre. Und damit eins klar ist: Nicht nur der März, sondern alle 12 Monate müssen feministisch werden.

Wer war eigentlich Alexandra Kollontai?

Kollontai (1872-1952) war eine herausragende sozialistische Feministin des frühen 20. Jahrhunderts. Sie wurde die erste weibliche Ministerin der Welt und revolutionierte die Familienpolitik: Kollontai liberalisierte das Scheidungsrecht, führte das Abtreibungsrecht ein, baute den Mutterschutz aus und setzte sich für Kindergärten und andere Wohlfahrtseinrichtungen ein. International engagierte sich Kollontai neben feministischer und sozialistischer Politik auch für die sexuelle Liberalisierung. So arbeitete sie mit Magnus Hirschfeld zusammen, der für die Abschaffung des §175 StGB, der in Deutschland männliche Homosexualität unter Strafe stellte, kämpfte.

Kollontais Beziehung zur Regierung der Sowjetunion war gespalten. Sie kritisierte zwar anfangs die autoritäre Politik. Jedoch verteidigte sie öffentlich Stalin und kommentierte seine „Säuberungsaktionen“ nicht. Nur aus ihren Tagebüchern lässt sich eine Opposition rekonstruieren. Bereits nach wenigen Monaten trat sie aus verschiedenen Gründen von ihrem Ministerinnenamt zurück. In den frühen 1920er Jahren wurde sie Gesandte und Botschafterin und blieb im Ausland bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.